Finanzstabilität im Fokus: Was Vorstände und Aufsichtsräte von Banken jetzt beachten müssen
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrem neuesten Financial Stability Review (FSR, 19.11.2024) zentrale Herausforderungen und Trends für den europäischen Bankensektor beleuchtet. Besonders im Fokus stehen Themen, die unmittelbar die strategische Ausrichtung und das Risikomanagement betreffen – entscheidend für Vorstände und Aufsichtsräte!
🚨 Kernpunkte des Berichts:
➥ Herausforderungen durch geopolitische Unsicherheiten: Schwankende Märkte und steigende Kreditrisiken belasten die Banken.
➥ Immobilien- und Unternehmensrisiken: Hohe Zinsen und schwaches Wachstum setzen diese Bereiche unter Druck.
➥ Digitale Resilienz und Cyberrisiken: Die steigende Abhängigkeit von IKT-Systemen macht Banken anfällig für Angriffe und technische Störungen.
➥ Makroprudenzielle Strategien: Die Stärkung der Kapital- und Liquiditätspuffer bleibt essenziell.
🛠 Was jetzt zu tun ist:
➥Risikomanagement schärfen: Implementierung von Stresstests und Anpassung der Risikosteuerung an makroökonomische Unsicherheiten.
➥ Digitale Resilienz stärken: Vorbereitung auf die Anforderungen der DORA-Verordnung bis 2025, einschließlich verbesserter IKT-Sicherheit und Drittparteien-Risikomanagement.
➥ Nachhaltigkeit im Fokus: ESG-Risiken integrieren und Berichterstattung gemäß CSRD umsetzen.
➥ Strategische Weitsicht zeigen: Proaktive Planung zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit in einem hochregulierten Umfeld.
Gute Gremien gestalten! Jetzt!
☝Governance und
Risikokultur in Banken
Am 13.11.24 schreibt uns die EZB , dass sie den endgültigen Leitfaden zur Governance und Risikokultur im ersten Halbjahr 2025 veröffentlichen wird. Aber aufgrund des entsprechenden Entwurfes (s. anbei), kennen wir ja schon die Erwartungen.
Hier die zentralen Punkte im Überblick:
▶ TOPIC: Rolle des Leitungsorgans
👉 ERWARTUNGEN: Effektive Entscheidungsfindung, klare Verantwortung, Förderung einer soliden Risikokultur
👍 BEST PRACTICES: Regelmäßige Schulungen für Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder zu Governance- und Risikomanagement
▶ TOPIC: Struktur und Zusammensetzung
👉 ERWARTUNGEN: Diversität, angemessene Größe und Fachkenntnisse der Mitglieder des Leitungsorgans
👍 BEST PRACTICES: Nutzung von Kompetenzmatrizen zur Identifizierung von Wissenslücken und gezielte Rekrutierung
▶ TOPIC: Prüfung der Eignung (Fit & Proper)
👉 ERWARTUNGEN: Sicherstellung, dass Mitglieder des Leitungsorgans und Schlüsselpositionen qualifiziert und geeignet sind
👍 BEST PRACTICES: Durchführung jährlicher Überprüfungen der Eignung und Anpassung an neue regulatorische Anforderungen
▶ TOPIC: Aufsicht und Überprüfung
👉 ERWARTUNGEN: Ständige Überwachung und Bewertung der Governance durch die Aufsicht
👍 BEST PRACTICES: Nutzung von Benchmarks und regelmäßigen Peer-Reviews zur Bewertung der eigenen Governance-Praktiken
▶ TOPIC: Vergütungspolitik
👉 ERWARTUNGEN: Geschlechterneutrale und risikoangepasste Vergütungspolitik gemäß regulatorischer Anforderungen
👍 BEST PRACTICES: Implementierung von langfristigen Vergütungskomponenten, die an nachhaltige Leistung gekoppelt sind
▶ TOPIC: Interne Kontrollfunktionen
👉 ERWARTUNGEN: Etablierung effektiver interner Kontrollsysteme, z. B. Compliance, internes Audit, Risikoüberwachung
👍BEST PRACTICES: Integration von KI-gestützter Analyse zur Überwachung von Risiken und automatisierte Berichtsprozesse
▶ TOPIC: Risikokultur
👉 ERWARTUNGEN: Förderung einer proaktiven Risikokultur, bei der Risikobewusstsein auf allen Ebenen der Organisation präsent ist
👍 BEST PRACTICES: Durchführung regelmäßiger Mitarbeiterbefragungen zur Risikowahrnehmung und Verankerung von „Whistleblowing“-Mechanismen
▶ TOPIC: Risikobereitschaft
👉 ERWARTUNGEN: Definition und Umsetzung eines Risikobereitschaftsrahmens (Risk Appetite Framework), der alle wesentlichen Risiken abdeckt
👍 BEST PRACTICES: Einbindung der gesamten Organisation in die Definition des RAF und kontinuierliche Anpassung an sich ändernde Marktbedingungen
▶ TOPIC: Datenqualität und Reporting
👉 ERWARTUNGEN: Bereitstellung qualitativ hochwertiger und zeitnaher Daten für das Management.
👍 BEST PRACTICES: Einführung zentralisierter Datenmanagementsysteme und regelmäßige Überprüfung der Datenqualität
5 grundsätzliche Lehren aus dem LSI-Stresstest 2024 für Bankvorstände und Aufsichtsräte
5 grundsätzliche Lehren aus dem LSI-Stresstest 2024 für Bankvorstände und Aufsichtsräte
(Klick auf das Bild links: Link zur BaFin Seite)
Die Ergebnisse des aktuellen LSI-Stresstests 2024 bieten wertvolle Erkenntnisse für Vorstände und Aufsichtsräte kleiner und mittelgroßer Banken in Deutschland. Hier sind fünf zentralen Erkenntnisse:
❶ Stärkere Kapitalbasis, aber potenzielle Schwachstellen
Die harte Kernkapitalquote der Institute fiel im Stresstest-Szenario um durchschnittlich 3,7 Prozentpunkte, bleibt jedoch im Aggregat auf einem soliden Niveau von 14,5 %.
👉Vorstand: Maßnahmen zur weiteren Kapitalstärkung sollten geprüft werden.
👉Aufsichtsrat: Der sollte Aufsichtsrat die kontinuierliche Überwachung der Kapitalisierung fokussieren.
❷ Zunehmende Risikobereitschaft erfordert stärkere Kontrollen
Die Institute planen eine erhöhte Risikonahme bei gleichzeitig moderat steigenden Kapitalquoten. Besonders das Wachstum der RWA deutet darauf hin, dass Banken größere Risiken eingehen, um Erträge zu steigern.
👉Vorstand: Das Risikomanagement muss sicherzustellen, dass eine gesteigerte Risikobereitschaft mit entsprechenden Kontrollmechanismen abgesichert ist.
👉Aufsichtsrat: Der Aufsichtsrat sollte sicherstellen, dass die Risikostrategie klar definiert ist und dass der Risikoausschuss aktiv in die Überwachung involviert ist.
❸ Handels- und Büroimmobilien: Hohe Risiken in Sicht
Die Aussichten im Segment Gewerbeimmobilien bleiben pessimistisch. Hier sind erhebliche Wertberichtigungen zu erwarten.
👉Vorstand: Konservative Bewertungen und ausreichende Risikovorsorge sind in diesem Segment wichtig.
👉Aufsichtsrat: Der AR sollte Berichte und Analysen über das Engagement in Gewerbeimmobilien prüfen, um frühzeitig Risiken zu identifizieren.
❹ Demografische Herausforderungen und Wettbewerb um Einlagen
Die Institute stehen unter zunehmendem Druck durch den demografischen Wandel und den harten Wettbewerb um Einlagen. Dies wirkt sich langfristig auf die Liquiditätslage aus.
👉Vorstand: Eine strategische Planung zur Sicherstellung einer stabilen Refinanzierungsbasis sollte erfolgen.
👉Aufsichtsrat: Der Aufsichtsrat muss die Langfristigkeit der Geschäftsstrategie prüfen und sicherstellen, dass Pläne zur Bindung von Kundeneinlagen und zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit vorhanden sind.
❺ Wachsender Bedarf an Wertberichtigungen
Zunehmende Wertberichtigungen, insbesondere durch steigende Zinsen, werden erwartet. Das Zinsergebnis hat sich zwar verbessert, aber diese Entwicklung könnte das Risiko für Wertberichtigungen in Zukunft verschärfen.
👉Vorstand: Das Monitoring von Zinsänderungsrisiken muss verstärkt werden, und es sollten frühzeitig Maßnahmen zur Reduzierung der Wertberichtigungsrisiken ergriffen werden.
👉Aufsichtsrat: Der Aufsichtsrat sollte sicherstellen, dass die Zinsrisiken angemessen im Risikomanagement berücksichtigt werden.
Was erwartet die EZB 2024 von den Banken aktuell im Hinblick auf das Thema Governance und Gremien (Vorstand, Aufsichtsrat)?
Der aktuelle Jahresbericht verrät die wichtigsten Punkte.
Kritikpunkte der EZB
1. Mängel im Risikomanagement
➥ Risiken: Schwierigkeiten im Umgang mit Kreditrisiken, insbesondere bei Immobilien- und KMU-Darlehen.
➥ Governance-Mängel: Erhebliche Defizite in der internen Governance und den Kontrollmechanismen festgestellt
2. Mängel bei der digitalen Transformation und operationalen Resilienz
➥ Digitale Transformation: Schwierigkeiten, effektive Digitalisierungsstrategien zu implementieren und deren Risiken zu managen
➥ Cyber-Risiken: Zu geringe operative Resilienz und Cybersicherheit
3. Defizite in der Datenaggregation und Berichterstattung
➥ Datenqualität: Schwächen in der Datenarchitektur und IT-Infrastruktur
Erwartungen der EZB
1. Verbesserung des Risikomanagements
➥Strukturierte Prozesse: Risikomanagementprozesse stärken, insbesondere im Bereich Kreditrisiken und Immobilienfinanzierung
➥ Proaktive Maßnahmen: Maßnahmen ergreifen, um auf sich abzeichnende Risiken zu reagieren
2. Stärkung der Governance-Strukturen
➥Fit & Proper Prüfungen: sicherstellen, dass alle Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder die erforderlichen fachlichen und persönlichen Qualifikationen erfüllen
➥Diversität und Unabhängigkeit: größere Diversität und Unabhängigkeit innerhalb der Führungsgremien
3. Effektive digitale Transformation
➥Risikomanagement bei Digitalisierung: klare Digitalisierungsstrategien und Risiken adäquat managen
➥Cyber-Resilienz: Implementierung robuster Cyber-Resilienz-Maßnahmen
4. Verbesserung der Datenqualität und -berichterstattung
Datenintegrität: sicherstellen, dass ihre Datenarchitekturen und Berichtsprozesse robust und zuverlässig sind.
Zeitplan und ToDo's für Banken
1. Bis Ende 2024:
➥Umsetzung der Klimarisikomanagement-Standards: Klimarisikomanagement-Standards vollständig implementieren
➥Verbesserung der Datenaggregation: die im Entwurf des Leitfadens zur effektiven Risikodatenaggregation und -berichterstattung genannten Anforderungen erfüllen
2. Fortlaufend:
➥Regelmäßige Überprüfung der Governance-Strukturen: kontinuierlichen Eignung und Zuverlässigkeit von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern
➥Cyber-Resilienz-Tests: Durchführung regelmäßiger Cyber-Resilienz-Tests
➥Anpassung der Risikomanagement-Frameworks: Laufende Anpassung und Verbesserung der Risikomanagementprozesse
Praktische Empfehlungen für den Vorstandsstab
➥Schulungen und Weiterbildungen:
Regelmäßige Schulungen für Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder zur Verbesserung der Governance-Kompetenzen und zum Umgang mit aktuellen regulatorischen Anforderungen.
➥Implementierung eines robusten Risikomanagement-Systems:
Einführung fortschrittlicher Risikomanagement-Tools und -Prozesse, um eine proaktive Risikobewertung und -steuerung zu gewährleisten.
➥Stärkung der operativen Resilienz:
Entwicklung und Implementierung umfassender Strategien zur Cyber-Resilienz und digitalen Transformation.
Chancen und Herausforderungen der KI für Banken: Leitgedanken für Vorstände und Aufsichtsräte
Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert den Bankensektor in atemberaubender Geschwindigkeit.
Um im Wettbewerb den Anschluss nicht zu verlieren ist es für das TOP-Management entscheidend, die Chancen und Herausforderungen dieser Technologie zu verstehen, um fundierte Entscheidungen zu treffen und die Bank strategisch auszurichten.
Das gilt vor allem für den Vorstand. Aber auch der Aufsichtsrat muss sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen, um seiner Rolle als "Aufsicht" und "Ratgeber" gerecht zu werden.
Was sind grundsätzlich die Chancen der KI für Banken? Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig.
Hier geht es zum Artikel
Einladung zum Seminar für Aufsichtsratsvorsitzende von Genossenschaftsbanken
Dieses Seminar richtet sich an aktuelle und zukünftige (stellvertretende) Aufsichtsratsvorsitzende von Genossenschaftsbanken.
🎯 Zielsetzung:
Dieses Seminar bietet Ihnen nicht nur praktische Anleitungen und Werkzeuge, sondern auch tiefe Einblicke, um Ihre Arbeit als ARV effizient und effektiv zu gestalten.
🔍 Agenda-Highlights:
➥ Die Rolle und Verantwortung des/der ARV: Erkunden Sie die effektive Interaktion im Aufsichtsrat sowie die Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem Vorstand.
➥ Die Nutzung interner und externer Ressourcen und den Umgang mit der Bankenaufsicht: Entdecken Sie wertvolle Einsichten und Vorgehensweisen in der Rolle als ARV.
💡 Sie erwarten
➥ interaktive Formate, die auf realen Szenarien basieren und Ihnen ermöglichen, Best Practices auszutauschen und von Branchenexperten zu lernen.
➥ Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge, die sie mit Gleichgesinnten teilen, in einer Umgebung, die auf Vertrauen und kollektivem Lernen basiert.
📝 Reservieren Sie Ihren Platz: Anmeldung
Ich freue mich darauf, Sie in Montabaur zu begrüßen!
Zur ADG: Akademie Deutscher Genossenschaften
🎤 Wir sprechen über die Kunst der Kommunikation als ARV – sind Sie dabei?
In unserem Talk beleuchten wir die komplexen Herausforderungen der Kommunikation in der Rolle eines/einer Aufsichtsratsvorsitzenden. Wir erkunden, wie die Balance zwischen effektiver Informationsvermittlung und der Wahrung der Vertraulichkeit in dieser einzigartigen Position gefunden werden kann. Schlüsselthemen, sind:
☑ Verständnis der Rolle und Grenzen des Aufsichtsratsvorsitzenden in der Kommunikation
☑ Strategien zur effektiven und angemessenen Kommunikation
☑ Aufbau und Pflege einer persönlichen Marke als Aufsichtsratsvorsitzende(r)
🗓️ Wann: Freitag, 23.02.2024, 12:00 - 12:30 Uhr
📍 Wo: Online via Zoom
Termin verpasst? Kein Problem: hier geht es zur Aufzeichnung bei youtube.
Vergütung von DAX-Aufsichtsräten steigt deutlich !
Handelsblatt
FUNDSTÜCK (Handelsblatt, 24.11.2023): In einer kürzlich durchgeführten Studie wurden interessante Entwicklungen bei der Vergütung von Aufsichtsratsvorsitzenden der DAX-Konzerne aufgezeigt. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse:
📌Norbert Reithofer von BMW ist 2022 mit 610.000 Euro der Spitzenverdiener unter den DAX-Aufsichtsratsvorsitzenden.
📌 Insgesamt stieg die Vergütung der DAX-40-Aufsichtsräte um 17,4% auf rund 117,3 Millionen Euro.
📌 Marc Tüngler, DSW-Hauptgeschäftsführer, betont die gestiegene Arbeitsbelastung und höheren Anforderungen an Aufsichtsräte als Gründe für die höheren Vergütungen.
📌 Die Deutsche Bank zahlte 2022 die höchste Gesamtvergütung an ihre Aufsichtsräte mit rund 6,8 Millionen Euro.
📌 Erwartungen für die Zukunft: Weiter steigende Vergütungen, vor allem bei Aufsichtsratsmitgliedern ohne Leitungsfunktion und in kleineren Indizes wie MDax und SDax.
FAZIT: Die steigenden Vergütungen spiegeln die erhöhten Anforderungen und Verantwortlichkeiten von Aufsichtsräten wider, insbesondere in Anbetracht von Finanzskandalen und der zunehmenden Regulatorik. Diese Entwicklung ist ein wichtiger Schritt, um qualifizierte Kandidaten für diese anspruchsvollen Rollen zu gewinnen und zu halten.
🎤LIVE: Freitag(s) Talk
Ich habe mich sehr gefreut, bei dem Live-Event mit Nicole Freitag am 20. Oktober 2023, auf LinkedIn dabei gewesen zu sein. Wir haben spannende Fragen rund um die Themen Kompetenz, Regulatorik, Netzwerk und Marke diskutiert und welche Rolle sie spielen auf dem Weg in den Aufsichtsrat.
Wer es verpasst hat, kann es auf youtube anschauen.
🌿ESG für den Aufsichtsrat 🌿
Als (frisches) Mitglied im Aufsichtsrat einer Bank ist es entscheidend, die ESG-Strategie (Environment, Social, Governance) im Blick zu haben. Diese sieben Fragen sind m.E. dabei zentral:
▶ Nachhaltigkeitsstrategie: Wie ist die ESG-Strategie der Bank integriert und welche Ziele werden verfolgt?
▶ Risikomanagement: Wie ist das ESG-Risikomanagement strukturiert und welche Risiken werden identifiziert?
▶ Produkte und Dienstleistungen: Wie werden ESG-Kriterien in das Produktangebot der Bank integriert?
▶ Compliance und Regulierung: Wie stellt die Bank die Einhaltung aktueller und zukünftiger ESG-Regularien sicher?
▶ Stakeholder-Engagement: Wie interagiert die Bank mit ihren Stakeholdern bezüglich ESG-Themen?
▶ Kultureller und organisatorischer Wandel: Welche Maßnahmen werden ergriffen, um eine nachhaltige Kultur zu fördern?
▶ Transparenz und Berichterstattung: Wie transparent berichtet die Bank über ihre ESG-Aktivitäten?
❗ Eine der wichtigsten Fragen ist jedoch, wie die Aufsicht auf das Thema blickt. ❗
Dazu gibt es einen sehr guten Beitrag aus dem Bericht der Bundesbank aus April 2023 (s. anbei), ein ‚Must-Read‘ für einen guten aktuellen Überblick zu dem Thema.
📢 Sanktionsbericht der EZB > Governance-Strukturen müssen priorisiert werden!
Die EZB hat ihren jährlichen Bericht über Sanktionsmaßnahmen im Eurozonen-Bankensektor veröffentlicht, der wichtige Erkenntnisse für die Gremien der Banken liefert.
Der Sanktionsbericht 2022 der EZB zeigt einmal mehr, dass die interne Governance und die Berichterstattungen im Fokus stehen. Die Governance von Banken ist sowohl für die EZB als auch für die nationalen Behörden (NCAs) von zentraler Bedeutung. Der Bericht zeigt, dass es mehrere aufsichtsrechtliche Bedenken im Zusammenhang mit der Governance insbesondere kleinerer Banken gibt. Hierzu gehören vor allem:
Einige dieser identifizierten Punkte betreffen auch größere Banken, bei kleineren Banken sind sie jedoch noch stärker ausgeprägt. Während sich kleinere Banken auf den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit berufen können, stellt die EZB klar, dass dies die festgestellten Schwachstellen nicht rechtfertigen soll und ein angemessenes Maß an Aufsicht über die Bank jederzeit gewährleistet sein muss. Daher wird die EZB in Zusammenarbeit mit den NCAs die festgestellten Mängel weiterverfolgen und die Messlatte für die Governance höher legen.
Vor diesem Hintergrund ist es für Banken von entscheidender Bedeutung, soliden Governance-Strukturen Priorität einzuräumen, insbesondere in Bereichen wie Risikomanagement, interne Kontrollen und organisatorische Anforderungen.
🎬Livestream / Podcast für den Aufsichtsrat am 01.06.23 mit Rudolf X. Ruter
Es war eine große Freude am 01.06.23 zu Gast sein zu dürfen bei Moderator Rudolf X. Ruter in seinem Livestream / Podcast für den Aufsichtsrat. Wir haben das Thema „Corporate Governance Backstage – Gremienarbeit im Spannungsfeld zwischen Effizienz, Qualität und Regulatorik“ ausführlich besprochen und konnten mit dem Fazit schließen: "Gute Gremien gestalten"!
Die komplette Sendung gibt es bei: LinkedIn ; Youtube oder als Podcast
✨EZB-Bericht betont Governance der Banken
Die Veröffentlichung des Jahresberichts zur Aufsichtstätigkeit der EZB 2022 hat erneut die Bedeutung der Governance der Banken hervorgehoben.
Insbesondere wird in Bezug auf den Aufsichtsrat auf die folgenden Punkte verwiesen:
Der Bericht betont auch den aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) für das Jahr 2022, der aus der Sicht der Aufsicht einige dauerhaft bestehende Schwachstellen offenbart hat. Insbesondere die mangelhaften Risikokontrollen haben zu geringeren Scorewerten für das Kreditrisiko geführt. Die EZB hat daher Bedenken hinsichtlich der Risikokontrollen und der Governance der Banken geäußert, da die vergangenheitsbezogenen Indikatoren des Risikoniveaus im derzeit unsicheren außenwirtschaftlichen Umfeld möglicherweise nicht geeignet sind, künftige Trends und Risiken mit der erforderlichen Genauigkeit zu prognostizieren.
Insgesamt zeigt der Bericht, dass Governance-Regelungen für alle Institute unabhängig von ihrer Größe wichtig sind. Die EZB hat daher in den Jahren 2021 und 2022 eine thematische Überprüfung der bestehenden Governance-Regelungen bei LSIs durchgeführt und dabei mehrere Schwachstellen identifiziert. Der Bericht der EZB-Bankenaufsicht zeigt, dass die Governance der Banken weiterhin ein zentraler Aspekt der Arbeit der Aufsichtsbehörden ist. Die Banken müssen aus der Sicht der Aufsicht sicherstellen, dass ihre Governance-Regelungen den Anforderungen entsprechen, um langfristig erfolgreich zu sein.
Herr Andrea Enria, der Vorsitzende des einheitlichen Bankenaufsichtsmechanismus der EZB, hat im Interview darauf hingewiesen, dass es aus seiner Sicht im Bereich der Datenaggregation und der Berichterstattung Mängel gibt und dass es nicht genügend Fortschritte in den Banken gibt. Die Ursachen für diese Mängel liegen laut Enria in ineffizienten Verfahren für die Daten-Governance und das Datenqualitätsmanagement, einer fragmentierten IT-Landschaft sowie unterdimensionierten und wenig ambitionierten Projekten der Banken, um diese Mängel zu beseitigen. Diese Faktoren machen es für die Leitungsorgane der Banken schwer, an die benötigten Informationen zu gelangen, um die Risiken und die interne Strategie steuern zu können, so Enria.
➤ Conclusio: Zusammen mit den aktuellen Entwicklungen rund um die SVB und die CS wird die Aufsicht wohl noch strikter prüfen, inwiefern das einzelne Institut - und hier insbesondere Vorstand und Aufsichtsrat - in der Lage sind, mit Krisen umzugehen und in solchen Fällen auch geeignet zu kommunizieren. Weitere oder angepasste Regulatorik wird sicherlich folgen.
https://www.bankingsupervision.europa.eu/press/publications/annual-report/html/index.en.html
👉 Fundstück: Wie grün sind die Portfolios der EZB?
Erstmals hat die Notenbank Informationen zu Klimarisiken sowie zur klimabezogenen Governance, Strategie und Risikomanagement offengelegt. Künftig will das Institut über diese Daten sowie erreichte Zwischenziele jährlich berichten.
Christine Lagarde in dem Vorwort: „To this end, in October 2022 we took action by tilting or directing our corporate bond purchases towards issuers with a better climate performance. We did so with a clear target in mind: to reduce the carbon emissions related to Eurosystem holdings on a path aligned with the goals of the Paris Agreement. This report sets out the carbon footprint of these holdings for the first time, helping us to remain transparent and accountable in our efforts.”
Climate-related financial disclosures of the Eurosystem’s corporate sector holdings for monetary policy purposes (europa.eu)